Dienstag, 10. Oktober 2017

Der South Wales Coast Path

Ein großes Abenteuer. Immer auf der Suche nach den schönsten und epischsten Wanderungen, stieß ich hier auf den SouthWales Coast Path. Der musste es dann auch sein. 



Nach St. Dogmaels

Ende Juli 2016 fahren wir nach Stuttgart und fliegen nach Birmingham. Mit unseren kleinen Rucksäcken sind wir rasch überall durch und kaufen Subway Sandwiches. Keine zehn Minuten später sitzen wir im Zug nach Aberystwyth. Es ist sehr heiß, doch je weiter wir nach Westen kommen, desto wolkiger wird es. Es wird auch erstaunlich bergig. Kurz vor Aberystwyth beginnt es zu regnen. Das Küstenstädtchen, welches wir nach ca. 3 Stunden erreichen, hat mehrere gut sortierte Outdoorläden, Fischereibedarf und Lebensmittelläden. Ich kaufe Wanderstöcke, während meine Begleiter die Weiterfahrt erkunden. Der Bus bringt uns kurz später durch den strömenden Regen nach Cardigan, wo dann aber wieder die Sonne scheint. In Cardigan (Walisisch: Aberteifi) beginnt nun unsere Wanderung mit dem kleinen Stück nach St. Dogmaels. An einer alten Kirche mit Friedof aus dem 19. Jahrhundert vorbei, über eine alte Steinbrücke entlang am Fluss Teifi. In St. Dogmaels gibt es Fischotter, wir sehen aber keine.
Die französischen Mönche, die hier ein Kloster betrieben, führten die "Seine" (wie der französische Fluss) Lachsfischerei mit Netzbecken ein. Von ihrem Kloster sind nur noch Ruinen übrig, da Heinrich der 8. die Klöster auflöste und die Gebäude aus dem 12. Jahrhundert von der Bevölkerung als Steinbruch genutzt wurden.
Wir schlafen und essen (sehr zartes Hühnchen "New York") im "Teifi Netpool Inn". Wir spielen Darts und genießen am Fluss/ Fjord die wunderbare Abendstimmung, mit Gezeitenwechsel und Käuzchenruf. Als wir bezahlen werden wir von den Pubbesuchern mit Schulterklopfen und Zuwendungsbekundungen bedacht.

Der Golfstrom macht es möglich: Palmen in Wales


Überall Walisisch.

Otterschutzgebiet

Alte Abtei

Der Fjord

Ofizielles Wegzeichen des Wales Coast Path


St. Dogmaels - Newport
Nach einem Frühstück mit sensationell schlechten Würstchen werden wir mit Sandwiches ausgestattet und verlassen frohen Mutes St. Dogmaels. Der Anstieg auf die erste Klippe ist recht lang, aber die Aussicht atemberaubend! An unserem nördlichsten Punkt werden wir von einer Familie mit zwei rothaarigen Kindern begleitet. Der Familienvater weist uns auf Delphine hin, später sehen wir Seehunde. Nach vielen Höhenmetern und fantastischen Ausblicken essen wir unsere Sandwiches. Wir müssen sie mit Chips belegen, damit sie von Konsistenz und Geschmack erträglich werden. Das Wetter ist hervorragend. Die erste Etappe ist gegen Ende ziemlich lang (wie so oft). Wir können wegen Ebbe ein Stück Weg über Watt abkürzen und besuchen noch ein Dolmengrab im Ortsbereich von Newport. Nur wenige Meter weiter befindet sich der Pub "Golden Lion", welcher uns empfohlen wurde. Wir schätzen uns sehr glücklich, dass wir in der hektischen Betriebsamkeit noch einen Platz ergattern können. Das Essen ist vorzüglich: es gibt "Welsh beef lasagna", "Dressed Crab" und "Hake" (Seehecht). Ein Supermarkt, der so spät glücklicherweise noch auf hat, sichert unser Mittagessen für den nächsten Tag, sowie eine neue Flasche Whisky (wichtige Wegzehrung und Medizin). Für die Nacht haben wir ein Wohnmobil in einem Trailerpark über AirBnb gebucht. Es riecht muffig und ist extrem laut (Möwen).


Die erste Klippe

Ganz schön hoch

Anfänglich ist der Weg recht verwildert

Schroffe Steilküste

Immer wieder Abstiege und Aufstiege

Abkürzung übers Watt

Dolmentisch


Newport - Pwll Deri
Am nächsten Morgen regnet es. Nach einem Frühstück und Mittagessensvorbereitung brechen wir um 8:30 Uhr auf. Überwachsene Pfade, schöne Klippen und der Wechsel zwischen Regen und trockenen Phasen bestimmen den Tag. In Cwm-yr-Eglwys, einer idyllischen kleinen Bucht mit Seefahrer Friedhof, scheint die Sonne und wir machen ein nettes Päuschen. Eine ältere Frau schwimmt gemächlich und sehr lange im kalten Wasser- wir sind beeindruckt.
Zwei Landzungen fallen der langen Tagesleistung zum Opfer. In Fishguard trinken wir Tee im "Ship" einem sehr urigen Pub, und versorgen uns im Ortsteil Goodwick mit Cola und dem Proviant für Abend und nächsten Tag. Die folgende Abkürzung geht über viel Asphalt, aber spart so viele Kilometer- trotzdem gehen wir an diesem Tag ca. 30 Kilometer. Die Abkürzung führt uns sehr nahe an den Gipfel des Berges (Hügels: 198 Meter) "Garn Fawr". Die Aussicht belohnt uns und von hier ist es wirklich nur ein paar hundert Meter zur Jugendherberge "Pwll Deri", welche unser nächstes Ziel ist. Der Blick von hier ist sensationell! Auch Stimmung, Sauberkeit und Gebäude sind gut. Wir essen unser Abendessen (unter anderem Nudeln aus dem "Free Food" Schrank der Jugendherberge) auf der Terrasse im Licht der untergehenden Sonne. Später spielen wir in der Lounge Scrabble und machen als letzte das Licht aus.


Alter Seefahrerfriedhof

Regen, Küste, Schaf

Jugendherberge Pwll Deri - ein Sehnsuchtsort

Pwll Deri - Trefin
Heute sind es weniger Kilometer. Der Weg beginnt über Bilderbuchklppen mit blühender Heide, zu schnuckeligen kleinen Häfen. An zwei Buchten springen wir ins Wasser, welches nicht gerade warm ist. Am Ziel in Treffin beziehen wir Quartier im "Hampton House" einem sehr gut geführten Bed&Breakfast. Hier erzählt uns unsere Gastgeberin, dass sie ab Mai im Meer badet. Dann würde es sich allerdings anfühlen, als würde man sich eine Eismanchette um den Hals legen. Wir sind froh, dass es Ende Juli ist. Abends essen wir im Ship Inn. Es gibt heimische Makrele und köstliches Bier. 


Blühende Heide

Das Huhn bleib draußen! Im Hintergrund schwimme ich todesmutig.

Die Klippen werden flacher.

Noch ein Ort zum Baden.

Trefin - St. David's Head
Hier sind mehr Wanderer unterwegs als an den ersten Tagen. Den gut gepflegten Weg geht es vorbei an der "Blauen Lagune" einem ehemaligen Steinbruch, der nun als Sprungloch für Abenteurer und Incentive-Gruppen dient. Die Klippen sind nicht mehr so hoch und so geht es schneller voran. Der Blick reicht weit. Die Landzunge von St. David's Head haben wir uns als Ziel auserkoren. Stolz und ein bisschen wehmütig, wie nach jeder langen Wanderung, blicken wir auf das stürmische Meer. Vom "Whitesands Beach", an dem viele Besucher sind, nehmen wir einen Bus nach St. Davids. Dort essen wir das beste Eis von Wales und besichtigen die beeindruckend riesige Kathedrale. 


Hinkelstein bei Treffin

die "Blaue Lagune"

St. David's Head - Ziel erreicht

Riesige Kathedrale in winzigem Ort: St. Davids

Sehr gutes Eis.


Die Heimreise am nächsten Tag ist lang und beschwerlich. Sehr früh morgens geht es los und mit dem Bus nach Haverfordwest. Von dort mit dem Zug nach Cardiff, dann nordwärts nach Birmingham. Zusammen dauert die Fahrt über 8 Stunden und kostet mehr als Hin- und Rückflug zusammen. Der Weg hat viel mehr Höhenmeter als gedacht - so als Kind der Berge dachte ich: ha! Am Meer sind die Wege flach. Allerdings schlängelt sich jeder Bach durch die Klippen zum Meer. Da muss man dann ganz runter und auf der anderen Seite wieder hoch. So kamen pro Tag an zwischen 700 und 1000 Höhenmeter zusammen (im Artikel auf der Webseite oben war das die Gesamthöhe). Fazit: der Weg war atemberaubend schön. Zurück bleibt eine tiefe Begeisterung für Wales, seine Bewohner und seine Landschaften. 

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