Donnerstag, 15. Februar 2018

Meine (zahlreichen) Wanderfehler Teil 2

Für meinen zweiten Versuch einer Fernwanderung begann ich mit der Planung direkt nach der ersten: ich hatte Blut geleckt. Die deutschen Mittelgebirge sollten erkundet werden - eines hatte ich abgehakt, das nächste sollte folgen. Ich entschied mich für den Odenwald. Hier gab es viel zu entdecken - exotische Flora, tolle Ausblicke und legendäre Orte, wie beispielsweise Schloß Frankenstein. Bei dieser Lektion hoffe ich irgendwie, dass meine Kinder das nie lesen. Andererseits: so ist das Leben.

Zum Zeitpunkt des Aufbruchs hatte ich Liebeskummer - und die Lektion 1 nur unzureichend verinnerlicht. Jedenfalls hatten wir auch eine Flasche Schnaps dabei und den Durst löschte ich nicht mit dem mitgeführten Wasser. Nein - richtig geraten, sondern mit eben jenem Schnaps. Das war zuerst lustig - wie es dann war, weiß ich leider nicht mehr. Ich wachte am nächsten Morgen auf: ich lag auf dem nackten Waldboden, der Schlafsack lag zwei Meter neben mir. Ein Zelt hatten wir nicht aufgebaut. Mir tat alles weh, weil ich intensiven Kontakt mit Brennesseln hatte und zuhause stellte ich fest, dass sich drei Zecken über meinen Waldbodenbesuch gefreut hatten - zumindest bis ich sie von meinem Rücken gepflückt bekam und in der heimischen Toilette runterspülte. Das machte man damals so. Heute kann man die Biester einschicken, um eine eventuelle FSME oder Borreliose Infektion des Tieres überprüfen zu lassen. Die Lektion war also: genug zu trinken dabei haben und zu sich nehmen bezieht sich auf nicht-alkoholische Getränke. Auch heute darf das Schnäpschen oder Weinchen auf der Wanderung nicht fehlen, allerdings trinke ich stets große Mengen Wasser dazu (und über Warth schweigen wir, liebe Mitwanderer).

Nicht der Odenwald, aber so ähnlich

Mittwoch, 14. Februar 2018

Meine (zahlreichen) Wanderfehler Teil 1

Also, meine erste Fernwanderung: fränkische Schweiz. 2 Oktoberwoche 2001. Zusammen mit meinem Freund Manfred sollte dieses Abenteuer stattfinden. Wir planten anhand von damals noch spärlichem Kartenmaterial von Ebermannstadt nach Plech zu wandern. Auf der Karte sah ich einzelne Wasserläufe - für Getränke war damit für mich gesorgt. Als Nahrung dachten wir an Nudeln und Fischkonserven. Dann nahmen wir noch mit: ein Zweimannzelt, Daunenschlafsack (bis -5 Grad), Isomatte, Spirituskocher, Spiritus, 2 Jeans Hosen, Flanellhemden, T-Shirts, weitere Bekleidung, usw. usw. Alles in Allem ungefähr 25 Kilogramm. Bei dieser ersten Fernwanderung machte ich vermutlich noch so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann. Gelernt habe ich aber nur eine Sache. Als wir so durch die wirklich schöne Landschaft schlenderten, gerieten wir in einen Wald. Himmelsrichtung und genaue Position auf der Karte konnten wir nicht mehr bestimmen und wir bekamen Durst. Die Wasserläufe auf der Karte waren plötzlich alle sehr weit weg - eigentlich unerreichbar. Und durstiges wandern ist sehr unangenehm. Wir hatten den Eindruck im Kreis zu gehen und die Idylle war plötzlich nicht mehr so idyllisch. Verdammtes Niemandsland, herrschaftszeiten! Zuhause in meinem heimatlichen Allgäu kann man eigentlich keinen Kilometer gehen, ohne einen Bachlauf zu queren und zur Not kann man das Wasser einfach trinken. Hier, in diesem karstigen Mittelgebirge war kein einziges Bächlein - nichts. Sollten wir hier mitten in Deutschland einfach verdursten?Nach einigen Stunden hörten wir dann eine Kirchenglocke: gerettet. Wir folgten dem Klang und kamen in einer Behausung mit ungefähr 5 Häusern an - und eines davon war ein Getränkemarkt. Ich weiss nicht, wie viele 5-Haus Dörfer in Deutschland einen eigenen Getränkemarkt haben, aber es sind sicherlich nicht viele. Und das wir eines davon erreichten, war fast zu schön um wahr zu sein. Es gab dort sprudeliges Wasser in Glasflaschen - sonst nur Cola, Fanta, Bier… wir hätten lieber stilles getrunken, denn wir brauchten sofort 2 Flaschen pro Person und konnten keine Rücksicht auf die Aufnahmefähigkeit unserer Mägen nehmen, aber es war trotzdem himmlisch.

Soweit, geschätzter Leser, geschätzte Leserin, haben sie sicher kombiniert: Wasser ist wichtig. Das weiss jedes Kind. Was mir nicht klar war: es gibt selbst in unserem fruchtbaren Land sehr wenig Wasser, wenn man durstig ist. Ich bin nie wieder ohne Wasser irgendwohin aufgebrochen. Diese Erkenntnis wurde viele Jahre später bei meiner Wanderung auf dem Whisky-Trail in Schottland auf andere Weise unterstrichen. Zur Wasserversorgung hatte ich natürlich Wasser dabei - und außerdem Mikropur Tabletten. Diese sollen Wasser aus Bächen und Flüssen innerhalb einer halben Stunde biologisch sicher machen - also Keime abtöten. Gegen chemische Verunreinigung hilft das auch nichts, aber es ist ein Anfang. Wir wanderten damals an Flüssen entlang - allerdings hätte ich auch nach Auflösung von einer ganzen Schachtel Mikropurtabletten sehr, sehr durstig sein müssen, um die braune, landwirtschaftlich beeinflusste Flussbrühe zu trinken. Mit Filter oder Abkochen wäre es sicher möglich gewesen, aber keinesfalls genussvoll. Lieber Wasser mitnehmen und sichere Trinkwasserversorgung einplanen!

Dienstag, 10. Oktober 2017

Der South Wales Coast Path

Ein großes Abenteuer. Immer auf der Suche nach den schönsten und epischsten Wanderungen, stieß ich hier auf den SouthWales Coast Path. Der musste es dann auch sein. 



Nach St. Dogmaels

Ende Juli 2016 fahren wir nach Stuttgart und fliegen nach Birmingham. Mit unseren kleinen Rucksäcken sind wir rasch überall durch und kaufen Subway Sandwiches. Keine zehn Minuten später sitzen wir im Zug nach Aberystwyth. Es ist sehr heiß, doch je weiter wir nach Westen kommen, desto wolkiger wird es. Es wird auch erstaunlich bergig. Kurz vor Aberystwyth beginnt es zu regnen. Das Küstenstädtchen, welches wir nach ca. 3 Stunden erreichen, hat mehrere gut sortierte Outdoorläden, Fischereibedarf und Lebensmittelläden. Ich kaufe Wanderstöcke, während meine Begleiter die Weiterfahrt erkunden. Der Bus bringt uns kurz später durch den strömenden Regen nach Cardigan, wo dann aber wieder die Sonne scheint. In Cardigan (Walisisch: Aberteifi) beginnt nun unsere Wanderung mit dem kleinen Stück nach St. Dogmaels. An einer alten Kirche mit Friedof aus dem 19. Jahrhundert vorbei, über eine alte Steinbrücke entlang am Fluss Teifi. In St. Dogmaels gibt es Fischotter, wir sehen aber keine.
Die französischen Mönche, die hier ein Kloster betrieben, führten die "Seine" (wie der französische Fluss) Lachsfischerei mit Netzbecken ein. Von ihrem Kloster sind nur noch Ruinen übrig, da Heinrich der 8. die Klöster auflöste und die Gebäude aus dem 12. Jahrhundert von der Bevölkerung als Steinbruch genutzt wurden.
Wir schlafen und essen (sehr zartes Hühnchen "New York") im "Teifi Netpool Inn". Wir spielen Darts und genießen am Fluss/ Fjord die wunderbare Abendstimmung, mit Gezeitenwechsel und Käuzchenruf. Als wir bezahlen werden wir von den Pubbesuchern mit Schulterklopfen und Zuwendungsbekundungen bedacht.

Der Golfstrom macht es möglich: Palmen in Wales


Überall Walisisch.

Otterschutzgebiet

Alte Abtei

Der Fjord

Ofizielles Wegzeichen des Wales Coast Path


St. Dogmaels - Newport
Nach einem Frühstück mit sensationell schlechten Würstchen werden wir mit Sandwiches ausgestattet und verlassen frohen Mutes St. Dogmaels. Der Anstieg auf die erste Klippe ist recht lang, aber die Aussicht atemberaubend! An unserem nördlichsten Punkt werden wir von einer Familie mit zwei rothaarigen Kindern begleitet. Der Familienvater weist uns auf Delphine hin, später sehen wir Seehunde. Nach vielen Höhenmetern und fantastischen Ausblicken essen wir unsere Sandwiches. Wir müssen sie mit Chips belegen, damit sie von Konsistenz und Geschmack erträglich werden. Das Wetter ist hervorragend. Die erste Etappe ist gegen Ende ziemlich lang (wie so oft). Wir können wegen Ebbe ein Stück Weg über Watt abkürzen und besuchen noch ein Dolmengrab im Ortsbereich von Newport. Nur wenige Meter weiter befindet sich der Pub "Golden Lion", welcher uns empfohlen wurde. Wir schätzen uns sehr glücklich, dass wir in der hektischen Betriebsamkeit noch einen Platz ergattern können. Das Essen ist vorzüglich: es gibt "Welsh beef lasagna", "Dressed Crab" und "Hake" (Seehecht). Ein Supermarkt, der so spät glücklicherweise noch auf hat, sichert unser Mittagessen für den nächsten Tag, sowie eine neue Flasche Whisky (wichtige Wegzehrung und Medizin). Für die Nacht haben wir ein Wohnmobil in einem Trailerpark über AirBnb gebucht. Es riecht muffig und ist extrem laut (Möwen).


Die erste Klippe

Ganz schön hoch

Anfänglich ist der Weg recht verwildert

Schroffe Steilküste

Immer wieder Abstiege und Aufstiege

Abkürzung übers Watt

Dolmentisch


Newport - Pwll Deri
Am nächsten Morgen regnet es. Nach einem Frühstück und Mittagessensvorbereitung brechen wir um 8:30 Uhr auf. Überwachsene Pfade, schöne Klippen und der Wechsel zwischen Regen und trockenen Phasen bestimmen den Tag. In Cwm-yr-Eglwys, einer idyllischen kleinen Bucht mit Seefahrer Friedhof, scheint die Sonne und wir machen ein nettes Päuschen. Eine ältere Frau schwimmt gemächlich und sehr lange im kalten Wasser- wir sind beeindruckt.
Zwei Landzungen fallen der langen Tagesleistung zum Opfer. In Fishguard trinken wir Tee im "Ship" einem sehr urigen Pub, und versorgen uns im Ortsteil Goodwick mit Cola und dem Proviant für Abend und nächsten Tag. Die folgende Abkürzung geht über viel Asphalt, aber spart so viele Kilometer- trotzdem gehen wir an diesem Tag ca. 30 Kilometer. Die Abkürzung führt uns sehr nahe an den Gipfel des Berges (Hügels: 198 Meter) "Garn Fawr". Die Aussicht belohnt uns und von hier ist es wirklich nur ein paar hundert Meter zur Jugendherberge "Pwll Deri", welche unser nächstes Ziel ist. Der Blick von hier ist sensationell! Auch Stimmung, Sauberkeit und Gebäude sind gut. Wir essen unser Abendessen (unter anderem Nudeln aus dem "Free Food" Schrank der Jugendherberge) auf der Terrasse im Licht der untergehenden Sonne. Später spielen wir in der Lounge Scrabble und machen als letzte das Licht aus.


Alter Seefahrerfriedhof

Regen, Küste, Schaf

Jugendherberge Pwll Deri - ein Sehnsuchtsort

Pwll Deri - Trefin
Heute sind es weniger Kilometer. Der Weg beginnt über Bilderbuchklppen mit blühender Heide, zu schnuckeligen kleinen Häfen. An zwei Buchten springen wir ins Wasser, welches nicht gerade warm ist. Am Ziel in Treffin beziehen wir Quartier im "Hampton House" einem sehr gut geführten Bed&Breakfast. Hier erzählt uns unsere Gastgeberin, dass sie ab Mai im Meer badet. Dann würde es sich allerdings anfühlen, als würde man sich eine Eismanchette um den Hals legen. Wir sind froh, dass es Ende Juli ist. Abends essen wir im Ship Inn. Es gibt heimische Makrele und köstliches Bier. 


Blühende Heide

Das Huhn bleib draußen! Im Hintergrund schwimme ich todesmutig.

Die Klippen werden flacher.

Noch ein Ort zum Baden.

Trefin - St. David's Head
Hier sind mehr Wanderer unterwegs als an den ersten Tagen. Den gut gepflegten Weg geht es vorbei an der "Blauen Lagune" einem ehemaligen Steinbruch, der nun als Sprungloch für Abenteurer und Incentive-Gruppen dient. Die Klippen sind nicht mehr so hoch und so geht es schneller voran. Der Blick reicht weit. Die Landzunge von St. David's Head haben wir uns als Ziel auserkoren. Stolz und ein bisschen wehmütig, wie nach jeder langen Wanderung, blicken wir auf das stürmische Meer. Vom "Whitesands Beach", an dem viele Besucher sind, nehmen wir einen Bus nach St. Davids. Dort essen wir das beste Eis von Wales und besichtigen die beeindruckend riesige Kathedrale. 


Hinkelstein bei Treffin

die "Blaue Lagune"

St. David's Head - Ziel erreicht

Riesige Kathedrale in winzigem Ort: St. Davids

Sehr gutes Eis.


Die Heimreise am nächsten Tag ist lang und beschwerlich. Sehr früh morgens geht es los und mit dem Bus nach Haverfordwest. Von dort mit dem Zug nach Cardiff, dann nordwärts nach Birmingham. Zusammen dauert die Fahrt über 8 Stunden und kostet mehr als Hin- und Rückflug zusammen. Der Weg hat viel mehr Höhenmeter als gedacht - so als Kind der Berge dachte ich: ha! Am Meer sind die Wege flach. Allerdings schlängelt sich jeder Bach durch die Klippen zum Meer. Da muss man dann ganz runter und auf der anderen Seite wieder hoch. So kamen pro Tag an zwischen 700 und 1000 Höhenmeter zusammen (im Artikel auf der Webseite oben war das die Gesamthöhe). Fazit: der Weg war atemberaubend schön. Zurück bleibt eine tiefe Begeisterung für Wales, seine Bewohner und seine Landschaften. 

Freitag, 25. August 2017

Alpencross - auf der Mogelroute

Zum Hintergrund

Eine Alpenüberquerung ist quasi der selbst verabreichte Ritterschlag für den Weitwanderer. Mit meiner Frau und Freunden wollten wir das Wagnis in Angriff nehmen. Dazu gab es einige Vorbedingungen:
  1. der Weg sollte, wegen angeschlagener Gelenke einiger Mitglieder der Wandergruppe, möglichst wenige Höhenmeter überwinden.
  2. Die Entfernung musste in 5 Tagen schaffbar sein.
  3. Es sollten die zwei goldenen Regeln des Camping gelten: 1. lass Dein Zelt zuhause und 2. nimm ein Hotel
  4. Es sollte genussvoll sein.
Nachdem wir gehört hatten, dass die Hauptroute (der sagenumwobene E5) von sehr vielen Wanderern genutzt wird und Hüttenübernachtungen nicht zu Vorbedingung 4 passten, habe ich eine ausgefuchste Nebenroute ausgewählt. Sehr geholfen hat dabei die App der Firma Outdooractive (https://www.outdooractive.com/de/)  - auch beim navigieren im Gelände - vielen Dank!
Gepäck ist bei unseren Wanderungen immer so leicht wie möglich, ohne auf ein Mindestmaß an Komfort und Präsentierbarkeit im 4Sterne Hotel zu verzichten. Mit 1 Liter Wasser und Notproviant wog meine Ausrüstung mit allem, was ich bei und an mir trug 7,5 Kilogramm. Damit lässt sich leicht wandern. Ich werde den Weg dahin an anderer Stelle niederschreiben.

Der Weg

Der Weg führte von Oberstdorf Birgsau zunächst über den Schrofenpass nach Warth (Übernachtung). Von Warth über Lech, Zürs, St. Christoph am Arlberg nach St. Anton (Übernachtung). Von St. Anton entlang dem Fluss Rosanna nach Flirsch und dann hinauf oberhalb von Strengen, nach Grins, Stanz und Landeck (Übernachtung). Von Landeck entlang dem Inn, über Prutz, Ried und Tösens nach Lafairs (Übernachtung. Schließlich von Lafairs weiter am Inn entlang über Pfunds, unter der Kajetansbrücke hindurch zur Hochfinstermünz, Reschenstraße, Nauders zum Reschenpass.

Der Gesamtweg: 4 Länder, 126 Kilometer, 3331 Höhenmeter hinauf, 2829 hinunter an 5 Tagen


Etappe 1: Oberstdorf/ Birgsauer Hof - Warth

17,5 Kilometer
1094 Höhenmeter hinauf,
530 Höhenmeter hinunter
Dauer 6 ½ Stunden


Um 8:58 starten wir am 21. Juli 2017 am Birgsauer Hof und wandern das schöne Rappenalptal entlang. Viele Radler mit E-Bikes überholen uns. Ein großer Teil der Strecke ist auf Teer, mit relativ geringer Steigung. Mittags kühlen wir unsere Füße kurz im Rappentalbach. Dann geht es auf einem Bergpfad, mit schönen Ausblicken zurück Richtung Birgsau, hinauf zum Schrofenpass. Links geht es ziemlich weit hinunter... oben entschließen wir den Umweg über den Gehrner Berg und den südlichsten Punkt Deutschlands zu nehmen. Mit sorgenvollem Blick auf die Wolken wegen Gewitterwarnung steigen wir recht rasch ab. In Gehren trinken wir ein erfrischendes Radler mit Blick auf das nahe Warth und erfahren, dass im Sommer nur 180 Menschen in Warth leben - und so wenige Kinder, dass die örtliche Schule geschlossen ist. Auf dem Lechweg kommen wir recht entspannt im Sporthotel Steffisalp an, wo wir erstmal wieder ein kühles Getränk und die Nachmittagsjause genießen. Nach Sauna und Gewitter, welches wir glücklich von innen erleben, gibt es leckeres Abendessen. Nachts geht wieder ein Gewitter über unserer Unterkunft hernieder.
Kapelle in der Birgsau (die Originalfenster sind in unserem Hotel Prinz-Luitpold-Bad eingebaut)

Alpe im schönen Rappenalpbachtal

Schrofige Seite des Schrofenpasses

Am südlichsten Punkt Deutschlands

Der Biberkopf - majestätisch

Warth
Birgsau nach Warth


Etappe 2: Warth - St. Anton

28 Kilometer
922 Höhenmeter hinauf,
1036 Höhenmeter hinunter
Dauer 9 ½ Stunden


Um 8:15 geht es am 22. Juli von Warth los - zunächst zu einem kleinen Aussichtspunkt über dem Ort, dann hinunter zum Lech. An dessen Ufer wandern wir den erfreulich gut ausgebauten Lechweg flussaufwärts. An einer Stelle rausch der Fluss durch eine enge Felsenschlucht. Wir überholen eine Lechwegwanderin mit riesigem Rucksack und freuen uns über unser leichtes Gepäck. In einem Tobel sind noch meterhohe Schneereste. Um elf Uhr passieren wir Lech. Hier sind einige Wanderer um den Ort herum unterwegs, die wir aber recht schnell wieder hinter uns lassen. Wir planen Mittagessen in Zürs, und kommen passen um viertel nach zwölf an - leider ist Zürs im Sommer noch töter als Warth - kein einziges Lokal hat geöffnet, nicht mal ein Bäcker oder Supermarkt. Wir sind entsetzt. Glücklicherweise haben wir Eiweissriegel für Notfälle dabei und können uns so über Wasser halten. Bis zum nächsten Ort (St. Christoph am Arlberg) sind es allerdings noch 8 Kilometer. Die Strecke über den Flexenpass hoch über der Straße ist aber wunderschön - wir sehen Murmeltiere und sind ansonsten ganz allein unterwegs. Ein Stück, um die Talstation der Flexenbahn herum ist nicht ansprechend. Danach bewegt man sich entlang der Arlbergstraße und bei der Planung befürchtete ich scheußliche Wege, aber es geht an einem murmelnden Bach entlang und man hört von der Straße fast nichts. In St. Christoph ist der Kiosk auf der Passhöhe des Arlbergpasses so etwas wie eine Oase in der Wüste für uns. Dankbar versorgen wir uns mit Getränken und Essen und sind glücklich zwischen der Mischung aus Auto und Fahrradtouristen, die hier alle zusammen kommen. Wanderer sehen wir nicht. Von hier geht es ein Stückchen weiter hinauf zum Maiensee und dann über den Latschenhang (Arlenberg - wir lernen, dass der Arlberg hier seinen Namen her hat) hinunter nach St. Anton. Nach dem steilen Abstieg sind alle Mitwanderer überzeugt, dass es sich mit Stöcken wesentlich besser wandert, als ohne. Glücklich erreichen wir wieder bei bestem Wetter den Waldhof in St. Anton. Das Essen und die Freundlichkeit machen dies zur besten Unterkunft unserer Strecke. Das Gewitter entlädt sich wieder brav nachts und der nächste morgen ist reingewaschen und klar.
Reingewaschen am Morgen - der Weg hinunter zum Lech

Hier war mal Winter

Lech - umrundet

Nach Zürs

Am Flexenpass

Skizirkus im Sommer - ähm - halbschön

Maiensee bei St. Christoph am Arlberg

Waldhof in St. Anton

Warth nach St. Anton


Etappe 3: St. Anton - Landeck

36 Kilometer
491 Höhenmeter hinauf,
1104 Höhenmeter hinunter
Dauer 8 ½ Stunden (App sagte eher 11)


Nachdem am Vortag ein paar Stöcke fehlten, sind wir über den touristischen Standard in St. Anton hoch erfreut: heute ist Sonntag und trotzdem können wir sehr gute Stöcke und sogar ein paar hochwertige Merinosachen (bei Pete Sport) erwerben. Die verlorene Zeit (Aufbruch 9:30 Uhr) machen wir durch eine rasche Gangart wieder wett. Das Wetter ist traumhaft, Gewitter sind aber angekündigt. Der Weg führt zunächst über den Ort St. Jakob, wo wir eine prächtige Prozession sehen dürfen, dann hinunter zum Fluss Rosanna. Der Weg ist unspektakulär bis Flirsch, wo wir sehr gut zu mittag essen. Hier sieht der Himmel bedrohlich aus und es stürmt ein wenig - nach dem Essen wird es aber wieder sonnig und heiss. Ab hier steigen wir auf und laufen über Strengen und dem Tal um den Zintlkopf herum. Hier sind wir auf dem Jakobsweg, was an zahlreichen Kreuzen, Täfelchen und Kapellen deutlich wird. Wir erreichen den Ort Grins um 16:30 Uhr. Bei nochmaliger Planung der Tour würde ich versuchen hier zu nächtigen: der Ort ist wunderschön und hat eine Mineralwasser und eine Trinkwasserquelle. Mir schmecken beide. Bei Familie Leitner, die wir beim Geburtstagskuchen für ein Töchterchen überraschen, kaufen wir leckersten, selbstgemachten Zwetschgenschnaps und plaudern.  Über Stanz wandern wir schließlich den steilen Hang hinunter nach Landeck und beziehen unser Quartier. Die Stadt hat nicht den Charme unserer vorangegangenen Orte.

Blick zurück in Richtung St. Anton

Jakobsweg - angenehm zu gehen

Grins - schönster Ort der Tour

Mit ausgezeichnetem Zwetschgenbrand
St. Anton nach Landeck



Etappe 4: Landeck - Lafairs

27,5 Kilometer
327 Höhenmeter hinauf,
153 Höhenmeter hinunter
Dauer 8 ½ Stunden


Der Tag beginnt mit einer passablen Waldstrecke. Nach ca. zwei Kilometern wechseln wir allerdings an den Straßenrand der Bundesstraße. Die nächsten zwei Kilometer geht es an der stark befahrerenen Straße entlang. Bei einer Wiederholung der Tour würde ich die Route über das Fließer Plateau planen - zwar 300 Höhenmeter mehr, aber sicherlich schöner. Dann fängt es an zu regnen - unsere Ausrüstung leistet aber gute Dienste. Der Weg wird bald wieder schöner und wir wandern am Inn entlang, mit Ausblicken auf die wolkenverhangenen Berge. In Prutz gibt es wieder einen öffentlichen Mineralwasserbrunnen und einen Trinkwasserbrunnen. Meine Begleiter meiden den Mineralwasserbrunnen mit seinem “Säuerling”. Ich finde ihn anregend und interessant.
In Ried im Oberinntal gibt es ein Mittagessen. Am Nachmittag kommt sogar manchmal die Sonne heraus und wir eilen, am tosenden Ort Tösen vorbei zu unserer Unterkunft in Lafairs. Hier treffen wir zwei sehr große Radlergruppen, die auf der Via Claudia ebenfalls die Alpen überqueren. Heute haben wir ungefähr drei Wanderer getroffen, die aus den nahen Ortschaften kleine Touren zu machen schienen.


An der Straße

Keine Straße mehr, dafür Regen

Da sieht man hauptsächlich Wasser in verschiedenen Darbietungsformen

Es tost in Tösens

Blick von Lafairs auf frisch verschneite Berge
Landeck nach Lafairs


Etappe 5: Lafairs - Reschenpass

21,8 Kilometer
804 Höhenmeter hinauf,
302 Höhenmeter hinunter
Dauer 5 Stunden (ca. 7 laut Wegplaner App - man wird immer schneller)


Unsere aufregendste Etappe. Der Tag beginnt mit einer Überraschung: Neuschnee auf den Bergen. Allerdings in Höhen, die wir nicht erreichen werden. Aber sieben Grad rechtfertigen lange Ärmel und lange Hosen. Das Wetter bleibt überwiegend freundlich, mit kurzen Schauern. Vorbei an Pfunds wandern wir bis zur Burg und Brücke “Finstermünz”. Kurz davor können wir über die grüne Grenze in die Schweiz hüpfen, was uns großen Spaß bereitet. Seit 46/47 nach Christus ging hier die Via Claudia Augusta über den Alpenhauptkamm. Die Finstermünz wurde im Jahr 1472 erbaut - wir stellen uns vor, wie man ohne Brücke die nur die reißenden Fluten des Inns überwinden sollte - uns fallen nur recht abenteuerliche Lösungen ein und freuen uns über die Brücke. Von hier geht der Weg recht steil bergauf. An einer Gabelung geht der breite Wanderweg zur Burg “Hochfinstermünz”, da wollen wir aber nicht hin - daher gehen wir den hübschen Waldweg, der in meiner Wegplaner App zum Sperrfort Nauders führt. Oben kommen wir auf der alten Reschenpass-Straße an, die offensichtlich nicht mehr befahren wird. Es liegen sehr viele Steine auf dem Weg. Die Straße führt durch einen unheimlichen Tunnel an dessen Ende ein “Durchgang verboten - für Fahrzeuge und Personen - wegen akuter Steinschlaggefahr” Schild steht. Es versperrt den Weg in der Richtung, aus der wir gerade kommen. Einige Meter weiter steht ein ebensolches Schild in die andere Richtung. Wenn wir den Schildern folgen würden, dürften wir also weder vor noch zurück. Wir entschließen uns, den Weg fortzusetzen. Schwere Stahlnetze sind über den Weg gespannt und hängen voll mit abgestürzten Felsen.
Ich weiß nicht genau, was ich hier empfehlen soll: es gibt ausser an der stark befahrenen Reschenstraße keine wirkliche Alternativroute. Aber eine gesperrte Strecke kann ich auch nicht guten Gewissens empfehlen. Eine Tourenbeschreibung habe ich gefunden, die von Hochfinstermünz den Bus nach Nauders empfiehlt - vielleicht so? Der mündige Bürger entscheide selbst :-)
Vom Fort bei Nauders geht es für uns an alten Panzern vorbei Richtung Nauders. Hier gibt es ein gutes Mittagessen, ehe wir die letzten 5 Kilometer zur italienischen Grenze wandern. Geschafft! 4 Länder, 126 Kilometer, 3331 Höhenmeter hinauf, 2829 hinunter an 5 Tagen. Wir fahren noch mit dem Bus nach Graun, wo wir im Reschensee vor dem berühmten Kirchturm baden. Danach geht es mit Zug und Bus nach Imst, wo unser Auto auf uns wartet. Über das Hahntenjoch geht es schließlich zurück nach Bad Hindelang.

Los geht es Richtung Pfunds

Da liegt es

Kurzer Ausflug in die Schweiz

Finstermünz

Wilde Reschenstraße 
Uiuiui

Das war überraschend - da kommen wir her

Wieder auf legalen Pfaden

Nauders

Reschenpass im Hintergrund

Geschafft: Italien!

Mit dem Bus nach Graun

Lafairs nach Reschenpass



Wir sind sehr zufrieden mit unserer Tour - es war viel schöner als gedacht, da wir eine Tour mit möglichst wenig Steigung gewählt hatten. Die Wege waren häufig vollkommen einsam und mit wunderbaren Ausblicken. Es gab keinerlei schwierige Stellen - am Schrofenpass ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit aber hilfreich. Bis auf besagte Strecke zwischen Landeck und Ried würde ich die Strecke genau so empfehlen, evtl. mit einer oder zwei Übernachtungen mehr.  

Eine alternative Strecke, die mich interessieren würde, wäre von Füssen über Plansee, Lermoos und den Fernpass. Wenns, Pillerhöhe und ab da im Inntal wie gehabt. Die zu überwindende Höhe und Strecke wäre ziemlich exakt die gleiche. Das nächste Mal...

Meine (zahlreichen) Wanderfehler Teil 2

Für meinen zweiten Versuch einer Fernwanderung begann ich mit der Planung direkt nach der ersten: ich hatte Blut geleckt. Die deutschen Mitt...